The Crew: Ubisoft widerruft bezahlte Lizenzen nach Server-Abschaltung, Spiel wird endgültig unbrauchbar

Willkommen in der Welt der digitalen Spiele-Veröffentlichungen und den Konsequenzen von Onlinezwang, der sich bei manchen Anbietern gefühlt eine zunehmend größeren Beliebtheit erfreut: So auch bei Ubisoft, wo man offenbar sowohl auf die eigene Spielhistorie mit Blick auf die Bewahrung eigener Werke als auch auf die Kunden und ihre Investitionen pfeift. Nachdem der französische Publisher bereits vor ein paar Wochen die Server für das Open-World-Rennspiel The Crew abgeschaltet und damit sogar den Zugang zum Einzelspieler-Modus gesperrt hat, sollen jetzt auch noch die Lizenzen zur Nutzung des Titels widerrufen werden, für die die Nutzer gezahlt hatten. Damit soll der Zugriff auf The Crew endgültig unterbunden und das Spiel unbrauchbar gemacht werden.

Keine Chance für Fan-Server?

Das geht aus einem Artikel von PC Gamer hervor. Durch den Schritt werden auch Hoffnungen und Ambitionen erschwert, The Crew über Umwege mit der Hilfe von Fan-Servern für Solo-Fahrten und Mehrspieler-Action am Leben zu halten. Dennoch wollen die Initiatoren des Projekts „The Crew Offline+Online Server Emulation“ an ihrem Vorhaben festhalten, das Spiel auf einem halbwegs legalen Weg durch die Bereitstellung eigener Community-Server am Leben zu halten. Dafür hat man bereits vor der Server-Abschaltung entsprechende Vorbereitungen getroffen und die Daten der Netzwerk-Kommunikation gesichert.

„Hätten wir das nicht getan, wäre dieses Projekt leider nicht länger möglich gewesen und dieses Spiel wäre für immer verloren gewesen“, sagt ChemicalFlood, Mitglied vom The Crew Unlimited Discord Server. „Zum Glück ist eine Server-Emulation immer noch möglich. Aber kein anderer Patch ist mehr möglich aufgrund der hohen DRM-Maßnahmen, die Ubisoft ins Spiel eingebaut hat. Traurigerweise hat das unsere Fähigkeiten eingeschränkt, an einer Lösung zu arbeiten, aber unmöglich ist es nicht.“

Der Publisher hat den Titel bei Ubisoft Connect derweil in einen neuen Bereich namens „Inactive Games“ verschoben und er wird nicht mehr in der normalen Bibliothek aufgeführt. Dort findet sich zudem folgende Mitteilung: „You no longer have access to this game. Why not check the Store to pursue your adventures?“

Startet man das Spiel dennoch direkt aus dem Installationsverzeichnis, erhält man lediglich noch Zugriff auf einen nahezu unbrauchbaren Demo-Modus oder man wird aufgefordert, einen Produktschlüssel zur Aktivierung einzugeben. Und man kann bereits jetzt davon ausgehen, dass den Nachfolgern The Crew 2 und The Crew Motorfest (zum Test) früher oder später ein ähnliches Schicksal droht, genau wie Forza Motorsport (zum Test), das neuerdings selbst für den Einzelspielermodus eine Onlineverbindung voraussetzt.

Mögliche Gründe für hartes Vorgehen?

Mögliche Gründe dafür, dass Ubisoft bei der Abwicklung von The Crew besonders hart vorgeht, dürfte auch im Zusammenhang mit den zahlreichen Fahrzeug- und Musik-Lizenzen bestehen, die sich der Publisher nur für einen begrenzten Nutzungszeitraum gesichert und bezahlt hat. Entsprechend konnte man das Rennspiel bereits seit Dezember 2023 nicht mehr käuflich in den digitalen Stores erwerben und es gab die Ankündigung, dass die Server Anfang April vom Netz gehen würden.

Düstere Zukunftsaussichten

Ubisofts Maßnahmen gegenüber The Crew verdeutlichen einmal mehr die Schattenseiten rund um das „digitale Eigentum“ und Themen wie DRM. Doch auch die physischen Editionen, mit denen man grundsätzlich ebenfalls nur Lizenzen zur Nutzung erwirbt, sind aufgrund des zunehmenden Online-Zwangs leider keine Alternative mehr zum digitalen Kauf – wer The Crew auf Disk zu Hause hat, sitzt jetzt genauso auf einem unbrauchbaren Stück bezahlter Software wie der Digitalkäufer, hält zusätzlich aber noch eine Scheibe Müll samt Verpackung in den Händen. Und es ist traurig zu sehen, wie egal manchen Spiele-Publishern wie Ubisoft das eigene Vermächtnis und Themen wie die Bewahrung von kreativen Erzeugnissen zu sein scheinen.

3 Kommentare

  1. Pille

    Spieler wollen spielen, Publisher wollen Geld verdienen. Die haben dann zwar immer schicke Slogans, aber letztlich geht es nur um irgendwelche Excel-Tabellen. Der Konflikt wird bleiben.

    Am effektivsten wäre natürlich Boykott. Keine Spiele mit Online-Zwang mehr kaufen. Dann könnte ich aber jetzt nicht „GT7“ spielen. Wird wohl sowieso nicht funktionieren, denn es sind dann immer nur ein paar Aktivisten, die mitmachen, die Masse kauft blind.

    Also bleibt nur der Gesetzgeber und der Verbraucherschutz. Wenn ein Spiel verkauft wird, muß es offline spielbar bleiben, es sei denn, es wird wirklich ausdrücklich als zeitlich begrenzter Service verkauft. Wenn das klar kommuniziert werden muß, werden sich Verbraucher eher zweimal überlegen, ob sie zugreifen oder nicht.

    Für mich ist das eigentlich eine Frage des Anstands. Es ist ja kein technisches Hexenwerk, Spiele standalone zu betreiben, eigentlich ist das sogar die Standardsituation. Andersrum kann man von Publishern nicht erwarten, Server bis in alle Ewigkeit zu betreiben, da habe ich durchaus Verständnis. Also muß der Online-Zwang weg.

  2. Pentanick

    Ubisoft ist bei mir schon länger auf der roten Liste. Jetzt Vielleicht noch mit Leuchtmarker markieren? 😉

    Speziell bei Rennspielen empfinde ich den Verlust aber als nicht so schlimm, WENN bereits ein brauchbarer Nachfolger erschienen ist. Würde jetzt Beispielsweise Forza 7 vollständig eingestampft werden – nanu.
    Wenn die Qualität aber nachlässt und die Nachfolger immer schneller erscheinen, dürfte das auch mich, als eher entspanntes Gemüt, auf die Palme bringen.

  3. eispfogel

    Ist nicht das erste mal, dass sowas passiert und das wird ja weiter passieren. Alles dank „Live Service Games“…

    Ubisoft baut aber auch gerne bei SinglePlayer spiele eine Komponente ein, die einen Server benötigt.
    Assassins Creed 1 versucht alle 10 Sekunden einen Server zu kontaktieren. Das resultiert darin, dass das Spiel alle 10 Sekunden für mehrere Sekunden komplett hängt. Das ist auch bei der GoG Version so. Man muss die Internet Verbindung trennen, oder seine „hosts“ datei bearbeiten, damit die Anfrage auf den Local host umgeleitet wird.
    Ähnliches gibt es bei Far Cry 3, Blood Dragon, Might and Magic Legacy X und vermutlich noch mehr spielen.
    Bei Blood Dragon konnte ich das Spiel nicht speichern, weil die Steam Version quasi als Raubkopie lief….musste das Spiel cracken, damit es spielbar war.
    Dies habe ich im Steam Forum auch mitgeteilt und erhielt statt Hilfe vom Support eine Verwarnung….

    Fifa Spieler, oder die anderen unzähligen Sportspiele haben ja auch das gleiche Problem. Da kaufen die Leute ewig Dinge und dann werden die server abgeschalten, was all die Käufe null und nichtig macht. Warum das jedes Jahr wieder klappt? Keine Ahnung!

    Das verhalten bei The Crew von Ubisoft lässt mir die Magensäure überschwappen. Ich bin froh, dass es wohl einen Serveremulator geben wird. Dachte schon das geht jetzt doch nicht mehr.
    Ich kann noch immer Codemasters Spiele, wie Dirt 3(kam ja später für Steam nach dem Gfwl aus), Grid(1,2 und Autosport) und auch die alten NFS Shift spiele spielen. Die Spiele werden nicht mehr verkauft, aber ich selbst kann sie weiterhin starten – was ich sehr sehr gut finde, denn ich spiele das noch immer von Zeit zu Zeit.

    Und Ubisoft zerstört auch diese Möglichkeit komplett. Es ist als würden sie wollen, dass die aktuelle Stop Killing Games Aktion erfolg hat.

    Mehr dazu gibt es hier:
    https://www.stopkillinggames.com/

    https://www.youtube.com/watch?v=DAD5iMe0Xj4

    Ich hoffe, dass da was bei rumkommt.

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